Die Zeitenwende ist Realität: Anwendungen Künstlicher Intelligenz (KI) transformieren Arbeit und Alltag in atemberaubendem Tempo. Die Filmakademie Baden-Württemberg (FABW) hat darauf reagiert und eine Stabsstelle für KI direkt bei der Geschäftsführung eingerichtet. Am heutigen 15. September startet Nira Bozkurt in ihre neue Position.
„Künstliche Intelligenz verändert die Film- und Medienwelt grundlegend“, sagt Dr. Andreas Bareiß, Geschäftsführer und künstlerischer Direktor der FABW. „Mit der Schaffung der direkt an die Geschäftsleitung angegliederten KI-Officer-Stabstelle treiben wir die zukunftsorientierte Weiterentwicklung der Filmakademie gezielt voran, in Lehre, Verwaltung und angewandter Forschung – strategisch gesteuert und ethisch fundiert. Dank ihres kreativen Hintergrunds, ihres technologischen Verständnisses und ihres ausgezeichneten Netzwerks ist Nira die ideale Besetzung für diese Position. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit. Herzlich willkommen im Team und willkommen zurück in the Länd!“
Die in Bietigheim bei Ludwigsburg aufgewachsene Nira Bozkurt arbeitet seit 2016 mit Extended Reality (XR) und KI für immersives Storytelling, seit 2022 beschäftigt sie sich intensiv mit den Potenzialen und Risiken generativer KI, doziert an Filmhochschulen KI-Tools und spricht auf internationalen Fachveranstaltungen darüber. „Wir sind mitten in einem krassen Umbruch“, sagt sie. „Jetzt kommt es darauf an, wie wir damit umgehen, wie wir mitgestalten, wie wir Kreativität erhalten und die europäische Filmkultur unterstützen.“
An der FABW möchte Nira Bozkurt zum Einstieg eine KI-Kompetenzschulung anbieten, um alle Studierenden und Mitarbeitenden auf den aktuellen Stand zu bringen. „Es gibt viele Vorurteile über KI“, erklärt sie. „Ich möchte ein Grundverständnis dafür schaffen, womit wir es hier zu tun haben. Wie funktionieren die KI-Tools? Welches Ergebnis kann ich erwarten, wenn ich sie einsetze? Was sind die Möglichkeiten? Wo sind Grenzen? Was passiert mit meinen Daten? Welche Daten wurden für das Training genutzt? Wo beginnt der Diebstahl geistigen Eigentums?“
Nira Bozkurt möchte an der Filmakademie einen ethischen Rahmen für die KI-Anwendung erarbeiten, mit lizensierten Modellen und Alternativen zu Big Tech. Sie betont die Chancen, die die Technologie mitbringt: „Ich kann mir vorstellen, dass KI neue Märkte schaffen wird für unabhängige Filmemacher*innen, die ihr Handwerk gut beherrschen und KI-Tools gut einsetzen können“, erläutert sie. „Für mich ist der Maßstab, ob ich meine künstlerische Vision damit umsetzen kann. Wenn ich Kompromisse eingehe und ein Bild nur deshalb verwende, weil ich kein anderes herstellen kann, dann übernimmt die KI. Es ist sehr wichtig, sich permanent zu hinterfragen, ob die Ergebnisse wirklich die sind, die man möchte.“
“Nira passt perfekt in diese Rolle”, sagt Prof. Volker Helzle, Head of Research & Development (R&D) am Animationsinstitut der FABW, an dem Nira Bozkurt seit 2022 als Gastdozentin tätig war. „Sie bringt praktisches Wissen aus diversen Technologie-Bereichen mit, die direkt in die Kreativwirtschaft hineinwirken. Der gegenwärtige Umbruch hat das Potenzial, das Filmemachen fundamental zu verändern. Das R&D-Team freut sich auf eine enge Zusammenarbeit mit Nira bei der Gestaltung der Zukunft!“ Die Rückkehr in ihre schwäbische Heimat fällt der langjährigen Wahlberlinerin mit türkischen Wurzeln nicht schwer: „Ich war ja schon Gastdozentin hier, ich habe Familie in Bietigheim und Freunde in und um Stuttgart“, sagt Nira Bozkurt, deren Schwester, Fazilet Bozkurt-Babur, Stadträtin in Bietigheim ist. „Und ich habe die schwäbische Herzlichkeit vermisst!“